Über die Arbeit
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ÜBER DIE ARBEIT

Die folgenden Worte hat Karol Hurec zu meiner Ausstellung in der Produzentengalerie in Burgkunstadt zu und über meine Arbeit geschrieben:

Vielschichtig– was bedeutet dies, einmal wortwörtlich genommen und auf die Materialkomponente der Malerei bezogen?

d.h.

mehrere transparente Schichten von Farbe liegen übereinander, klar abgegrenzte Flächen und diffuse neblige Flächen und Flecke wechseln sich ab und erzeugen dabei eine Räumlichkeit, die bei längerer Betrachtung sichtbar und fühlbar wird.

Eine Verdeutlichung von Formen oder figurativen Elementen geschieht im Anschluss beim Auftrag von deckenden Farbschichten, Linien und Umrissen.

und: Manchmal ergänzen aufgedruckte Muster oder Strukturen die gemalte Farbe.

Vieles Zufälliges wird zugelassen, und dennoch findet hier, an diesem Punkt der Herstellung eine „ästetische Kontrolle“ statt.

Vielschichtig sind nicht nur der Materialgebrauch und ist die daraus resultierende Bildwirkung, vielschichtig sind auch die Themen der gezeigten Bilder.

Lisa Stöhr erschafft keine durchgehend gegenstandslose Malerei in der ausschließlich Zufallsformen Bestand haben.

In mehr oder weniger deutlich lesbaren Formen entdeckt die Malerin Figürliches und läßt Assoziationen zu. Dieses Assoziierte wird von Lisa Stöhr nach dem ersten Auftragen der Farbe ganz gewollt als solches belassen und von ihr in der Nachbearbeitung betont und definiert.

Dabei bleibt die Interpretation- sowohl für die Künstlerin als auch später für den Betrachter/in sehr offen. Vieles ist gleichwertig im Nebeneinander. Manchmal, wird das Bild einem Impuls folgend gedreht- dann tauchen neue Assoziationen auf- und werden zugelassen und in den weiteren Malprozess integriert

Der Arbeitsprozess bei LS entspricht einer Aktio-Reaktio-Handlungsweise.

Auf die Inspiration folgt eine Interpretation und auf diese dann eine Umdeutung und eventuell eine weitere, neue Interpretation.

Bei Bedarf und je nach Befindlichkeit werden dem Bild zeichnerische Elemente hinzugefügt, die ein Thema betonen.

Auslöser für diese Malprozesse können aus der Reflexion entstehen oder aus einer Gefühlslage heraus die durch die Malerin vor das Bild gebracht werden oder welche aus dem Bild heraus die Malerin beeinflussen.

Die letztendliche Bildwirkung des fertigen Kunstwerkes kann sehr ernst bis trübsinnig sein, aber auch aufbauend, erbaulich und energiereich.

All dies- also das letzte Bildergebnis- ist nicht vorgeplant.

„Erschienenes, Entstandenes, im Bild gesehenes und Gefühltes“ bleiben bis zum Schluß gleichwertig nebeneinander bestehen.

Was entdecken die Kunstbetrachter in Stöhrs Bildern?

In allen Katalogtexten, Berichten in Feuilletons oder den einführenden Reden zum Werk Lisa Stöhrs, die ich gelesen und gehört habe, fällt ein Wort auf- das Wort „Gefühl“.

„Gefühl“ – das ist ein vielschichtiger Begriff.

 

Mit „Gefühl“ ist in Lisa Stöhrs Malereien keine barocke Emotionalität oder ein romantisches Schwelgen in Träumereien gemeint, sondern meint ein Zulassen unterbewusster Empfindungen, die an die Oberfläche drängen.

 

Lassen sie mich einmal die Schublade der Stilkunde öffnen.

Bei den gezeigten Bildern drängt sich mir die Bezeichnung “ Abstrakter- Surrealismus“ auf.

Wir sehen und erleben eine prozesshafte, surreale Bild- und Figurfindung und das Zulassen einer Steuerung aus dem Unbewussten heraus- dies ist typisch für den Surrealismus, insbesondere und ganz speziell in seiner Erscheinungsform bei Max Ernst.

 

Und weitere Elemente oder Prinzipien des Surrealismus sind in Lisa Stöhrs Bildern zu erkennen:

  • das Zulassen von Traum und Vision
  • keine primäre Logik
  • keine Vorausplanung
  • spontane Impulse
  • und ein Gewähren von großer Freiheit.

 

Freiheit und Offenheit sind Begriffe die Lisa Stöhr in der Erklärung ihrer Kunst gerne betont, die ihr sehr wichtig sind.

 

Die Nähe zum Surrealismus ist ein bedeutender Aspekt der die Aktualität von Lisa Stöhrs Kunstschaffen belegt.

 

Auch wenn es in Galerien kaum auffällt, so sind in der zeitgenössischen Kunst surrealistische Ansätze wieder hoch aktuell siehe: Neo Rauch, Jeff Koons, Gerhard Richter…

Durch die Verbreitung des Computers und die seit Jahren zunehmende Welt der virtuellen Wirklichkeit dringen wir – und die Künstler visualisieren dies – in unbekannte, elektronische Realitätsebenen ein in der surreale Bilder allgegenwärtig sind.

 

Dabei ist der Einsatz der ästhetischen Mittel des historischen Surrealismus im kommerziellen Bereich der Computerspiele inflationär- und dies begründet weshalb der figurative Surrealismus in seiner Aussagekraft deutlich nachgelassen hat

Anders der „abstrakte Surrealismus“ den wir hier erleben.

Lassen sie mich noch einen weiteren Gedanken zum Herstellungsprozess von Bildern hinzu fügen, – ein historischer Rückblick.

 

Es war Federico Zuccari, der kurz nach 1600 zwischen disegno interno, und disegno esterno unterschied.

Der „disegno interno“ liefert die Idee, der „disegno esterno“ sorgt für die Ausführung.

Indem der Künstler kraft seiner inneren Vorstellungen eine neue Welt schafft, tritt er in einen Wettstreit mit der von Gott geschaffenen Natur.

(von 1605 bis 1607 war Zuccari für Carlo Emanuele I. von Savoyen in Turin tätig. Dort veröffentlichte er sein Buch Idea dei scultori, pittori ed architetti, in denen er seine von der Philosophie des Neuplatonismus geprägte Kunsttheorie entwickelt. In seinem Buch geht es um die Ursprünge und Prinzipien der Kunst. Künstlerische Inspiration und Vorstellungskraft sind göttliche Gaben, durch die es dem Künstler möglich wird, der Natur vergleichbare Dinge zu schaffen. Ideen, Vorstellungen und Werke des Künstlers durchlaufen Prozesse, die den Schöpfungen der Natur vergleichbar sind. Der disegno interno, die Idee des kunstwerks, bedarf der disegno externo, der Realisierung durch den Künstler. Indem der Künstler kraft seiner inneren Vorstellungen eine neue Welt schafft, tritt er in einen Wettstreit mit der von Gott geschaffenen Natur.)

In den Bildern Lisa Stöhrs sehen wir als Besonderheit einen Austausch- ein Vertauschen und eine Verschmelzung des „disegno interno“ und des „disegno esterno“.

 

Die erste gestische Ausführung des Farbauftrages- ohne einschränkende Planung- evoziert bei ihr die Idee, die dann im gesamten Prozess weiterhin wandelbar bleibt.

Verkürzt formuliert: Die Idee wird im Schaffensprozess geboren und dieser gebiert weitere Ideen.

 

Hierin, in diesem vermehrten und gekonnten Zulassen von Freiheit und Offenheit in den aktuellen Bildern, sehe ich im Schaffen Lisa Stöhrs- in den vergangenen 10 Jahren- eine Weiterentwicklung.

Damals war ihre Malerei noch etwas geplanter, noch an den Worten der “ Kunstprofessoren“ angelehnt. Der Farbauftrag war bestimmter, gewollter, mehr auf der Leinwand klebend.

 

Jetzt- und damit komme ich zum Ende- erleben wir eine virtuose, autonome Farbe die in der Fläche schwebt und die ihre Ausbreitung und Dichte frei zu bestimmen scheint.

Korrigierende, kontrollierende Eingriffe erfolgen spielerisch, lenken subtil die Farbe auf der Fläche.

 

Aber! Auch unsere Aufmerksamkeit wird gelenkt, hingelenkt zu einer Assoziation, die aus uns erwächst, zu der wir Betrachter beitragen, können, dürfen,…

die bei jedem von uns individuell/ anders sein kann.

Wir erhalten ein vielschichtiges Angebot. Das wir gerne annehmen.

Danke. stock.2018.k.j.h

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